2018_05 Muehlentest01

Eureka Mignon Magnifico vs. Mignon Classic


Früher war alles besser?

Oder doch nicht? Wann immer man in Erinnerungen über den ersten VW Bus schwelgt, mit dem man an weiten Atlantik-Stränden stand und nach Sonnenaufgang mit dem Surfbrett in die Wellen gesprungen ist, geraten doch viele Dinge in Vergessenheit. Zum Beispiel wie man sich mit Ach und Krach die Kasseler Berge hinauf gequält und beim Überholen der LKW den lieben Gott um Rückenwind angefleht hat. Alles vergessen. Setzt man sich heute in solch ein Auto, kommt man schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Unter diesem Aspekt haben wir uns zu unserem heutigen Test der nagelneuen Mignon Magnifico den Vorgänger dazu geholt. Die Mignon Classic, die sich in Deutschland im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte zur No.1 im Bereich der Haushaltsmühlen entwickelt hat. Ihre Qualitäten sind unbestritten ihre kompakten Ausmaße, das schnörkellose Design und die für eine Mühle dieser Größe sehr hohe Qualität der Vermahlung. Nun kommt das Update und wir testen das absolute Top-Modell, die Magnifico, die exklusiv nur im besonders anspruchsvollen deutschen Markt erhältlich ist.

Die Optik

Die neue Magnifico ist klar als Mignon erkennbar. Die typische eckige Form und der ebenfalls eckige Bohnenbehälter in gleichen Dimensionen sind unverwechselbar. Im Detail allerdings, ist sie noch gradliniger geworden, was gut zu dem streichholzschachtel-großen Touch-Display passt.

Der silberne Knopf für die Mahlgradverstellung ist von links nach rechts gewandert, was die Nicht-Linkshänder unter den Nutzern freuen dürfte. Die gesamte Dimension der Mühle, samt Fassungsvermögen des Bohnenbehälters, ist ca. um 10% gewachsen. Dies war für die Geräuschdämmung notwendig, tut der Tatsache aber keinen Abbruch, dass die Mühle immer noch erheblich kleiner ist als andere Mühlen die weniger können, mehr kosten und zudem noch einen Höllenlärm veranstalten.

Der Sound

Die Classic Mignon war seit je her eine der Mühlen, die ein feines, helles Mahlgeräusch erzeugt haben. Im Vergleich zu anderen für die Nutzung in Haushalten geeigneten Geräten haben viele Anwender den Sound der alten Mignon als vergleichsweise angenehm empfunden. Grund für dieses spezielle Geräusch ist die mikrometrische Verstellung, die ohne klappernde Gewinderinge auskommt. Bei der Magnifico wird diese gute Ausgangsposition noch durch die Dämmung der Haltepunkte und einen zusätzlichen Deckel optimiert.

Das Ergebnis ist eine Geräuschreduktion von fast 20 dB, was in der Praxis morgens über aufwachen oder weiterschlafen entscheiden kann, wenn in der Küche Kaffee gemacht wird.

Die Geschwindigkeit

Mit der Magnifico hat Eureka einen neuen Maßstab in Sachen Geschwindigkeit aber auch Lebensdauer der Mahlscheibe gesetzt. Sie verfügt über die patentierte DIAMOND INSIDE Hochleistungsscheibe mit 55mm Durchmesser. Diese Mahlscheibe ist von der Struktur her so aufgebaut, dass sie über nahezu ihre gesamte Lebensdauer, welche schätzungsweise 600 kg Kaffee betragen sollte, keine Qualitätsverluste erleidet. Was die Geschwindigkeit angeht, so hat selbst die nagelneue Testmühle die angestrebten 17g Espressokaffee, italienische Röstung mit 90 Arabica in 10,4 Sekunden ausgegeben. Hierfür benötigt der Mignon Klassiker mit 15,5 Sekunden deutlich länger.

Die Features

Okay, der direkte Nachfolger der Mignon Classic ist eigentlich das Modell SILENZIO, welches über gleiche Mahlscheiben und Funktionen verfügt. Nun macht es aber Sinn, bei der Anschaffung einer Kaffeemühle langfristig zu denken und zeitgemäße Features, die einem die kommenden 8-10 Jahre das Leben erleichtern vorzustellen. Die Magnifico verfügt über eine höhenverstellbare Gabel, die entsprechend auf alle möglichen Siebträgertypen eigestellt werden kann. Die simpel gehaltene Portionierelektronik kann zwei Portionsgrößen sowie Dauerlauf anbieten. Das kleine Touch-Display ist hierbei ein etwas gewöhnungsbedürftiges, aber sehr robustes Steuerelement. Was zudem offensichtlich anders ist als bei der klassischen Mignon, ist die Art, wie das Kaffeepulver in den Siebträger fällt. Dank des Einbaus eines Anti-Statik-Systems, welches baugleich auch in den Profi-Mühlen verwendet wird, fällt der Kaffee sehr gleichmäßig und gut zentriert in den Siebträger. Zum Finden der optimalen Position ist die höhenverstellbare Gabel ein wichtiger Faktor.

 


FAZIT

Nach unserem Test ist ganz klar, wir lieben Rückfahr-Kamera, elektrische Schiebetüren und einen Tempomat, der das bequeme Reisen bei 160 km/h ermöglicht.

Übersetzt heißt das, dass die neue Magnifico einen echten Quantensprung in Sachen Geräuschentwicklung, Geschwindigkeit und Ausstattung bietet und dass der deutliche Mehrpreis absolut gerechtfertigt ist.

Diese Mühle soll einen ja lange Zeit begleiten und ist der wohl wichtigste Faktor, wenn es um ein Top-Ergebnis in der Espressotasse geht, da sollte Nostalgie sicher nicht die Haupt-Triebfeder sein.